jeen-yuhs auf Netflix: Kanye West als Mamas Liebling (2025)

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Rezension jeen-yuhs auf Netflix: Kanye West als Mamas Liebling

  • von Gerrit-Freya Klebe
  • 3 Min
jeen-yuhs auf Netflix: Kanye West als Mamas Liebling (1)

Die Netflix-Dokumentation "jeen-yuhs" zeigt Rapper Kanye Westin intimen Momenten mit seiner Familie, beim Scheitern, beim Unterzeichnen seines ersten Plattenvertrages. Und beim Pornoheft kaufen.

Kanye Westöffnet den Kühlschrank. Darin steht kaum etwas außer fettarmer Milch und Weißem Zinfandel, einer Rebsorte. Seine Mutter sagt: "Filmt nicht den Kühlschrank, der ist leer.“ Dann setzt sich Kanye West zu Donda West an den Küchentisch. Er trägt einen Pullover mit Blockstreifen in sieben verschiedenen Farben und eine Goldkette mit einem Engels-Anhänger. Es folgt ein Mutter-Sohn-Gespräch. "Du wirkst etwas arrogant, obwohl du bodenständig bist", sagt Mummy West. Ererwidert: "Du meinst, ich komme zu arrogant rüber?“ "Nein, du wirkst genau richtig, weil da was drin ist“, entgegnet seineMutter.

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Was da in ihrem Sohn steckt, will die Netflix-Dokumentation"jeen-yuhs" zeigen. Der Name ist das Slangwort für "genius" - und als nichts weniger sieht sich West.Filmemacher Coodie Simmons hat ihn über 20 Jahre mit seiner Kamera begleitet. Bei seinen Rückschlägen, beim Unterzeichnen seines ersten Plattenvertrags mit Roc-A-Fella Records. Und beim Kauf desPornoheftes "Blacktail“ für acht Dollar am Kiosk.

Entstanden ist ein intimes und persönliches Porträt, das den Rapper nahbar wirken lässt.Authentisch ist es deshalb, weil das Material vor seinem Durchbruchaufgenommenwurde.

Besonders dieBeziehung zu seiner Mutter Donda wird sichtbar.Im August 2021 benannte er sogar sein zehntes Studioalbum nach ihr. Sie war 2007mit 58 Jahren an den Folgen einer Schönheits-OP verstorben. Das tragische Ende einer Mutter-Sohn-Beziehung.

Die Dokumentation kommt ohne große Erklärungen aus, sie lässt die Bilder und Dialoge für sich sprechen. Tatsächlich ist es eine eher lose, aber doch chronologische Aneinanderreihung von Videosequenzen.

Es kann also nicht schaden, Kanye Wests Lebenslauf vorher noch einmal zu überfliegen. Außerdem sollte man die Dokumentation in der Originalsprache Englisch sehen. Die deutsche Synchronstimme wird Kanye Wests besonderer Sprechweise nicht gerecht, die aber durchaus hörenswert ist. Oft wirkt er dabei nämlich, als sei sein ganzes Sprechen ein einziger Rap-Song.

Der junge Kanye West Anfang der Nullerjahre

Man erlebt einen jungen Kanye West Anfang der Nullerjahre, wie er von Chicago nach New York zieht und als Rapper durchstarten will. Als Produzent kann er sich schon seinen Lebensunterhalt verdienen, doch als Rapper wird er nicht ernst genommen. Noch nicht. Immer mit dabei ist Filmemacher Coodie Simmons, der für West sein eigenes Leben in Chicago aufgibt und ihm nach New York folgt. Es muss damals auf einige seltsam gewirkt haben, dass Kanye West von Anfang an sein eigenes Videoteam dabei hatte. Es sieht so aus, als wollte jeder vom anderen profitieren und das hat tatsächlich geklappt. Kanye West wurde berühmt und so auch der Filmemacher. Oder wurde Kanye West durch die Hilfe von Coodie Simmons Filmen über ihn berühmt? Vermutlich beides.

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In einer Szene kehrt Kanye West mit seiner Mutter zu dem Haus zurück, in dem er die ersten Jahre seines Lebens verbracht hat und aus dem sie später ausgezogen sind. Erst dabei merkt er, wie klein sein Kinderzimmer war. Dann wieder sieht man ihn bei seinem MTV News-Interview "You hear it first“ im Jahr 2002. In der Interviewreihe wurden regelmäßig aufstrebende neue Talente vorgestellt. Dort fasst er noch einmal zusammen: "Alles, von dem man mir sagt, ich könne es nicht, nutze ich aus und mache was Positives draus.“ Was hier vielleicht noch nach gesundem Selbstbewusstsein klingt, wird sich in den nächsten Jahren zu Größenwahnsinn auswachsen.

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Die große Stärke der Dokumentation ist, dass sie nicht gestellt ist. FilmemacherCoodie Simmonswurde über die Jahre zu einem engen Freund und begleitete West in vielen persönlichen Situationen. Es wirkt vielmehr wie ein Videotagebuch. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die teilweise rauschende Bildqualität bei den Nachtaufnahmen. Wirklich Neues erfährt man in dieser Dokumentation nicht. Das liegt auch daran, dass Kanye West keine wirklich privaten Gedanken teilt. Auch sein Vater bleibt unerwähnt. Für Fans und für solche, die es werden wollen, ist dieses rohe Videomaterial sicherlich interessant. Wer jedoch grundlegende und kritische Informationen zu Kanye West sucht, dem seien andere Formate empfohlen.

Der zweite Teil unter dem Titel "Act II: Purpose“ soll ab 23. Februar auf Netflix zu sehen sein. Und einige wichtige Stationen aus seinem Leben fehlen schließlich noch: Die ersten erfolgreichen Alben, seine Ehe mit Kim Kardashian, später die Scheidung. Und: seine Präsidentschaftskandidatur.

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